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Europameisterschaft
Zuberec/ Slowakei

-03.-05.03.2006-

Nach langem Hin und Her und vielen organisatorischen Fragen haben wir uns durchgerungen, die lange Reise nach Zuberec zur Europameisterschaft Distanz anzutreten. Um die 900 km besser zu überstehen und auch um Benzin einzusparen, haben wir uns mit Jens Laudel zusammen geschlossen. Mit Wohnwagen wollten wir auch keinesfalls fahren und so haben wir uns noch schnell vorher eine kleine Wohnung in der Slowakei organisiert.
Dienstag packen wir dann unsere sieben Sachen (ich glaube es waren viel mehr!) zusammen und fahren erstmal zu Jens, wo wir auch sein Hab und Gut zuladen. Nach einem stärkenden Abendessen starten wir dann mit aller Gemütlichkeit in Richtung Slowakei. Die Fahrt über Nacht soll sich sowohl als Segen als auch als Fluch herausstellen. Als Segen, weil nicht viel Verkehr unterwegs ist und wir somit recht zügig voran kommen, und als Fluch, weil keiner von uns vor Reiseantritt die Zeit für ein Nickerchen gefunden hat. Also halten wir gegen drei Uhr morgens auf einem Rastplatz an und hauen uns erstmal für ein Stündchen auf’s Ohr. Danach geht die Fahrt flüssig weiter, bis wir schließlich Mittwoch morgen gegen 7 Uhr auf dem großen und noch ziemlich leeren Stake-out-Gelände ankommen. Wir begrüßen zuerst die bereits angereisten, uns gut bekannten Gesichter und bauen schließlich alles ganz in Ruhe auf. Danach suchen wir unsere Ferienwohnung auf und schlafen erstmal eine Weile.
Am Nachmittag wollen Jens und ich noch eine kurze Trainingsrunde von 12 km mit den Hunden drehen. Dabei will ich gleich den geliehenen Danler-Schlitten ausprobieren, welcher mir schon fast aus Mitleid wegen der vergangenen Rennen zur Verfügung gestellt wird. Die Strecke ist gleich zu Beginn sehr schnell und führt sehr kurvenreich über ein freies Gelände. Der Danler macht sich richtig gut in den Kurven und lässt sich sehr einfach lenken- ich bin begeistert! Dann geht es bergauf und in ein Waldstück hinein. Jens und ich üben immer wieder kurze Überholmanöver und ich stelle fest, dass sich Aline als Co-Leaderin gut macht. Plötzlich geht es eine Abfahrt runter, es folgt eine 90° Rechtskurve und dann eine atemraubende “Sprungschanze”, auf der der Schlitten den Bodenkontakt verliert. Jens und ich gucken uns nur völlig entgeistert an und wir fragen uns, was das denn jetzt war!?! An einem Hangstück bin ich kurz unaufmerksam und verliere die Kontrolle über den Schlitten. Durch den Sturz prelle ich mir dann dummerweise noch den rechten Daumen, die Hunde kommen kurz danach zum Stehen. Während des letzten Stückes merke ich, wie mein Daumen langsam anschwillt und ahne nichts Gutes...
Am Freitag soll die Euro dann endlich losgehen. Leider unter sehr geringer Beteiligung von gerade einmal 20 Startern, wovon 3 nicht anreisen. Alle quälen sich mehr oder weniger über die ausgeschriebene Distanz von 40 km, die in Wirklichkeit lächerliche 28 km beträgt. Die Strecke setzt sich aus dem 12 km Trainingstrail und 16 km über freies Feld mit zahlreichen Anstiegen und Abfahrten zusammen. Unglücklicherweise gesellt sich zu meiner Prellung am rechten Daumen durch einen weiteren Sturz (ich konnte mich durch die Prellung nicht richtig am Schlitten festhalten) eine Zerrung im rechten Oberschenkel hinzu. Die Hunde müssen somit die meiste Arbeit allein machen, denn ich kann sie so nur wenig unterstützen. Es kommt hinzu, dass aufgrund starker Windböen von dem Trail auf freiem Feld nicht mehr viel zu sehen. Musher und Hunde wirken orientierungslos und der eine oder andere ist sicherlich nicht die vorgeschriebene Strecke gefahren, ohne das jetzt jemandem unterstellen zu wollen. Zudem ist es leider so, dass die Streckenposten völlig unqualifiziert sind und keine Verständigung (auf Englisch) mit ihnen möglich ist. Zum Glück kann man auf die gegenseitige Hilfe einiger Musher vertrauen und man erkennt ziemlich schnell, wer nicht nur auf einen Sieg aus ist. Kurz vor Ende dieses ersten Laufes bemerke ich, dass zwei meiner Hunde etwas lahmen, was wohl noch vom Rennen in Warmensteinach rührt. Ich rekapituliere die letzten 28 km kurz und komme zu dem Schluss, meine Startnummer gleich nach Zieleinlauf abzugeben und das Rennen zu beenden.
Im Nachhinein stellt sich das als guter Entschluss heraus, denn wenn man mit etwas Abstand über die Situation nachdenkt, ist es vernünftig. Einerseits ist zwar die lange Anreise Grund genug ein Rennen zu finishen, aber meine eigene Gesundheit und die der Hunde gehen eindeutig vor! Außerdem gibt es an diesem Tag noch regen Diskussionsbedarf über die Streckenqualität und -quantität und die Frage um die Würdigkeit einer Europameisterschaft Distanz. Drei weitere Starter brechen daraufhin das Rennen ab und die Stimmung ist gedrückt. Bis heute bin ich mir nicht sicher, wie ich zu der ganzen Sache stehen soll. Einerseits kann es nicht sein, eine EM mit so geringer Beteiligung und einer viel zu kurzen Strecke (insgesamt noch nicht einmal 50 % derr vorgeschriebenen Streckenlänge) auszufahren, andererseits können die angreisten Starter nichts für die Umstände. Es ist schwierig zu beurteilen und bedarf einer kritischen Beleuchtung von allen Seiten. Fest steht aber, dass es nicht noch so eine Veranstaltung (aus sportlicher Sicht) seitens der WSA geben darf, um weiterhin in der Schlittenhundeszene anerkannt zu werden!

Zum Schluss möchte ich natürlich noch anmerken, dass die slowakische Organisation des Rennens Großes vollbracht hat und sehr gastfreundlich war. Wir wurden mit einem großen Feuerwerk und Livemusik bei der Eröffnungsfeier in Zuberec empfangen. Es ähnelte einem Volksfest, denn vermutlich war das ganze Dorf auf den Beinen. Die Versorgung war “erste Sahne”, was wir bis jetzt bei noch keinem Rennen so erlebt haben. Für jeden Musher und Doghandler gab es Essensmarken, die uns über drei Tage früh, mittag und abend mit der guten, allerdings gewöhnungsbedürftigen slowakischen Küche verwöhnt haben. Zudem erkündigte man sich stets über unser Wohlbefinden und es wurde sehr viel Wert darauf gelegt, dass es uns aus gastgeberischer Sicht gefällt. An dieser Stelle also ein dickes Danke an die großartige Orgnaisation vor Ort!
Und noch einmal zurück zum Sportlichen: Alle Starter haben sich letzten Endes einen Platz auf dem Podest “erkämpft” und konnten “ihre” Nationalhymne hören. Übringens tönte die deutsche Hymne am häufigsten...