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Trans Thüringia

-02.-11.02.2006-

Bereits am Mittwoch setzen wir von Schöneck nach Altenfeld zur Trans Thüringia über, die Donnerstagnachmittag eröffnet werden sollte. Bei schönstem Wetter suchten wir uns ein gemütliches Plätzchen und bauten in aller Ruhe auf.

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Donnerstag 02.02.06 Anreise und Eröffnung

Donnerstag ist der eigentliche Anreisetag, an dem Eröffnungsfeier, Startnummernausgabe und Eröffnungsbuffet stattfinden sollen. Zur Eröffnungsfeier sind zahlreiche Funktionäre erschienen, die einige Worte zum „längsten reinrassigen Schlittenhunderennen Mitteleuropas“ preisgeben. Begleitet wird die eher bescheidene feierliche Eröffnung der 10. Trans Thüringia vom Musikverein Oelze/ Thüringen.

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Das Eröffnungsbuffet hingegen ist viel versprechend und lässt auf ein paar schöne Tage hoffen. Wenig später findet die Musherbesprechung, wenn man sie denn so nennen kann, statt, bei der es zu ersten heftigen Diskussionen wegen der Poolbildung und Gespanngröße kommt. Mir ist es immer noch unbegreiflich, wieso in der 6-Hundeklasse (LT2) mit 7 Hunden gefahren werden darf bei einem Pool von 8, wenn man bei anderen Rennen mit 7 Hunden bereits in der offenen Klasse gewertet wird. Aber zahlreiche Einwände werden hier von der Rennleitung abgeschmettert, was bei einigen nur noch Kopfschütteln auslöst. Nehmen wir es also hin und versuchen das Beste daraus zu machen. Erst dann erfolgt die Ausgabe der Startnummern.
Gegen 22 Uhr verlassen die meisten die Sporthalle und folgen dem Ruf des Berges, den es bis zum Stake-out zu erklimmen gilt…

Freitag 03.02.06 Altenfeld 32 km

Pünktlich zum Rennbeginn verabschiedet sich das schöne Wetter der letzten Tage und lässt alles grau und diesig erscheinen. Nach dem Wässern der Hunde gehen wir das Gewicht des Schlittens kontrollieren, welches bei meinem 6er Team 30 kg betragen muss. In mir steigt die Nervosität (wie bei jedem Rennen), doch dann ist es endlich soweit und wir begeben uns auf den Trail. Der erste Teil der Strecke verläuft problemlos und so meistern wir nach 2 km bereits den ersten Anstieg. Irgendwann fahren wir parallel zur Straße und plötzlich kommt mir ein Musher entgegen. Völlig verwirrt frage ich ihn, ob ich denn richtig sei. Nun war ich mir nach dem letzten unglücklich platzierten Schild gar nicht mehr sicher, auf dem richtigen Trail zu sein. Doch er nickt nur und sagt „Fahr weiter, alles in Ordnung!“. Danach hatte ich noch etliche Head-on-passings auf diesem Teilstück. Hier habe ich mich erneut gefragt, wozu die „Musherbesprechung“ am Vortag gut war, wenn dort keine Informationen zur Strecke, vor allem für die Rookies, gegeben werden…

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Kurze Zeit später verlassen wir den Streckenabschnitt und biegen links in den Wald hinein. Es folgt eine waghalsige Abfahrt durch eine kleine Waldschneise, wo ich mir verkneifen muss, die Augen zuzumachen ;) Lange Zeit zum Verschnaufen bleibt mir leider nicht, denn nach ein paar Kilometern „normalen“ Trail schließt sich nun die „Buckelpiste“ an. Im Schlittensack poltert und klappert es, dass sich meine Hunde irritiert umdrehen und mich fragend ansehen. Zudem ist die Strecke an diesem Abschnitt hart gepresst und somit sehr schnell. Eine Pulka-Musherin erzählte mir, dass sich an dieser Stelle ihre Pulka und danach ihre Hunde überschlagen haben. Erst durch die Hilfe eines anderen Fahrers konnte sie das Knäuel entwirren und weiter fahren. Nach einem weiteren Anstieg, dem Paasieren des Biwak-Platzes und etlichen Head-on- passings durchqueren wir nach anstrengen 32 km die Ziellinie. Doch hier ist der Stress noch nicht zu Ende, denn der Schlitten muss erst noch auf die Waage. Dann kann ich meinen Tee genießen, den es bei DSLT-Rennen grundsätzlich im Ziel gibt, und die Hunde für ihre tolle Leistung loben.

Der Musherabend verläuft wenig spektakulär. Leider schmeckt das Essen nicht wirklich, aber damit können wir nach dem ersten Renntag (noch) leben. Bei der Musherbesprechung wird dieses Mal mehr Wert auf den Streckenverlauf gelegt- nur leider erst im Nachhinein.

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Das lästige Schlittenwiegen

Samstag 04.02.06 Altenfeld 32 km

Am Samstagmorgen wache ich mit einem flauen Gefühl im Magen auf, mache mir aber anfangs keine weiteren Gedanken darüber. Im Laufe des Vormittags ist mir immer mal wieder übel und ich schiebe es darauf, vielleicht etwas wenig getrunken zu haben. Wenig später fragt mich unsere Nachbarin, wie es mir denn gehe und ich erzähle ihr von meinen Beschwerden. Im Vergleich zu ihr und einigen anderen hat es mich wohl nur leicht erwischt, denn sie klagt über Durchfall und Erbrechen, was sich bereits in der Nacht bemerkbar gemacht hat. Innerhalb der nächsten Stunden und Tage beklagen sich mehrere über ähnliche Symptome. An dieser Stelle reagiert die Rennleitung schnell und organisiert einen Arzt, der mit Medikamenten aushilft. Was es war? Keine Ahnung. Man munkelt, es habe am Essen gelegen, da es so plötzlich bei mehreren auftrat. Es könnte aber auch ein Virus oder ähnliches gewesen sein…

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Das Rennen an sich verläuft wenig spektakulär, wir fahren die gleiche Strecke wie am Vortag. Mittlerweile weiß ich ja um die „Gefahren“ einer Trans-Thüringia-Strecke ;)
Einzig der Trail ist etwas anders, da er vom Vortag sehr aufgeweicht ist. Die Hunde haben etwas mehr zu ackern, um die aufgelockerte Strecke in einer dennoch passablen Zeit zu meistern. Kurz vor dem Ziel geben sie noch einmal mächtig Gas und wir haben einen sehr schönen Zieleinlauf. Unser Besuch (Eltern, Großeltern, Freunde) ist begeistert von diesem Finish und lobt das gut trainierte Team. Andere sollen wohl weniger gut im Ziel ausgesehen haben…

Sonntag 05.02.06 Altenfeld 32 km

Am Sonntag, den von uns gefürchteten Tag, ist der Trail wieder in einem sehr guten Zustand, sodass die gute Zeit vom ersten Tag noch etwas unterboten werden kann. Von uns gefürchtet heißt, dass es der Tag des ersten Umsetzen ist. Wie vermutet tritt auch das Chaos ein. Alle wollen auf einmal los, einige fahren sich im Schnee fest und versperren die Ausfahrt, wieder andere (die wenigsten!) warten einfach ab, bis sie freie Fahrt haben. An dieser Stelle sollte sich die Rennleitung etwas einfallen lassen, z.B. Umsetzen in Startnummernreihenfolge, um solch ein Chaos zu vermeiden, zumal der Platz in Neustadt viel zu klein für die vielen Starter ist. Die Letzten müssen sich mit einem Platz auf der Straße begnügen und auch sonst ist alles sehr eng. Aber hier hat die Organisation Besserung gelobt und darauf hingewiesen, dass es sich lediglich um ein Versehen handelt. Es sei ihnen also verziehen…
Übrigens war das Essen, diesmal in einem Luxus-Hotel, wieder einmal nicht so besonders und so langsam macht sich im Lager Unmut diesbezüglich breit.

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Es ist echt zum Heulen...

Montag 06.02.06 Neustadt 48 km

Die vierte Etappe und somit der erste Start in Neustadt steht an. Innerhalb kürzester Zeit hat das Orga-Team Start- und Zielbereich aufgebaut und ist für den ersten Starter gerüstet. Insgesamt erwarten uns 48 km schöne Thüringer Landschaft und endlich wieder eine neue Streckenführung. Die Hunde freuen sich sehr darüber und starten hoch motiviert. Nach der ersten Straßenüberquerung folgen breite Trailabschnitte und schöne Kurven. In einer dieser Kurven bin ich allerdings etwas unachtsam und verliere das Gleichgewicht auf dem Schlitten. Kurz danach finde ich mich fest den Schlitten umklammernd in einem Graben am rechten Wegesrand wieder. Ich versuche den Anker zu setzen, um mich aus dieser Situation zu befreien, doch dieser verfängt sich erst im unter dem Schnee liegenden Geäst und dann in meiner Hose. Zum Glück kann ich den scharfen Zacken des Schneeankers ohne Verletzungen entkommen. Währenddessen rauscht der nächste Starter an mir vorbei ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Diese ganze Aktion dauert so um die 10 Minuten bis ich wieder weiter fahren kann. Kurze Zeit nach meinem „Restart“ hole ich den Musher, der zuvor an mir vorbei fuhr, wieder ein und bedanke mich freundlich für seine Hilfe (Vorsicht Ironie!). Als Antwort bekomme ich doch prompt ein „Das war doch inner Kurve. Du bist wohl bescheuert!“ entgegen geschmettert. Soweit ist es also mit der Hilfsbereitschaft unter uns Mushern… Zum Glück sind nicht alle so, wie ich am Abend feststellen konnte, als ich nach den Reaktionen der anderen fragte. Es lohnt sich aber nicht, sich über derartige Idioten aufzuregen, die denken an solchen Stellen ein paar Minuten gut zu machen. That’s life!

Meine Platzierung kann ich dennoch halten und das wichtigste: Die Hunde sind noch immer fit wie ein Turnschuh und freuen sich, wenn ich die Geschirre raushole!!!

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Warten auf die Belohnung

Dienstag 07.02.06 Neustadt Biwaketappe 64 km

In meinem Bauch kribbelt es wie verrückt und ich bin kurz davor, einen Rückzieher zu machen. Doch dann sage ich mir, dass ich soviel Geld für die ganze Ausrüstung hingeblättert habe- etwa für nichts? Nein! Ich fahre ins Biwak!
Ein wenig Sorgen mache ich mir schon wegen der langen Strecke und dem vollen Packsack. Immerhin müssen wir 64 km mit voller Ladung absolvieren, bevor wir uns im Biwak wohnlich einrichten können.
Das Wetter ist an diesem Tag mehr als ungünstig für ein solches Vorhaben. Die Temperaturen tummeln sich um den Nullpunkt und es ist Niederschlag angesagt. Bei Plusgraden würde das Regen bedeuten.

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Bereits kurz nach dem Start fängt es leicht an zu nieseln und man merkt an den eigenen Sachen, dass das Gewicht des Schlittens durch die Nässe allmählich zunimmt. Die 64 km ziehen sich richtig in die Länge. Irgendwann, ca. 12 km vor dem Biwak-Platz, kommen wir auf die alte Altenfelder Strecke und man merkt den Hunden eine Demotivierung an. Verständlicherweise denken sie, dass sie noch 30 km vor sich haben, können ja nicht ahnen, dass das Ziel in erreichbarer Nähe ist. So halte ich noch einmal zum Snacken an und wir fahren eher gemächlich weiter Richtung „Ziel“. Dort angekommen versorge ich erstmal die Hunde und bereite ihnen das Lager. Durch die hohe Luftfeuchtigkeit und den leichten Regen ist das vom DSLT zu Verfügung gestellte Stroh leider nass. Auch die Mäntelchen muss ich über das nasse Fell der Hunde ziehen. Zu meinem Erstaunen legen sich fast alle gleich hin, nachdem sie ihre Mäntelchen anhaben.

So habe ich Zeit, mein Zelt aufzubauen und Futter zuzubereiten. Warmes Wasser bekommen wir aus der Schweitzer –Hütte und unsere Sachen können wir auch dort trocknen. Sogar das Abendessen und weitere Verpflegung erhalten wir aus der Hütte, was das Ganze in den Augen einiger eher zu einem „Schein-Biwak“ macht. Nichtsdestotrotz freue ich mich über dieses musherfreundliche Biwak und verschwinde gegen 22 Uhr in meinem Zelt. Leider regnet es sich bei Temperaturen um Null Grad und stürmischen Windböen ein und meine Hunde tun mir unendlich Leid dort draußen in der kalten Nässe. Das haben sie nach so einem anstrengenden Tag nun wirklich nicht verdient. Am liebsten würde ich sie sofort in ihre warme und vor allem trockene Box packen. Es ist wirklich sehr schade, dass dieses Biwak auf Biegen und Brechen durchgezogen werden musste…

Mittwoch 08.02.06 Neustadt 22 km

Nach einer sehr unruhigen Nacht, geplagt von einem schlechten Gewissen den Hunden gegenüber, quäle ich mich morgens aus meinem warmen Schlafsack. Draußen scheint alles in Ordnung, die Hunde schauen mich etwas wehleidig an, freuen sich aber auf ihre warme Suppe und ein paar extra Streicheleinheiten. Alle Musher sehnen sich danach, endlich aufbrechen zu können, doch auch heute hat jeder seine festgesetzte Startzeit. Ein Gespräch mit Wolfgang Wolf ergibt, dass wir an diesem Tag lediglich 22 km vor uns haben. Doch auch diese kurze Etappe stellt sich im Folgenden als schwieriges Unterfangen heraus. Auf den freien Flächen geht ein heftiger Schneesturm und die Eiskristalle stechen in die Augen. Die Sicht auf den ersten 8 km ist gleich Null und so kommen sie mir wie eine Ewigkeit vor. Dann fahren wir am Ziel vorbei. Ja, vorbei, denn es warten noch weitere 14 km auf uns. Glücklicherweise verlaufen diese größtenteils durch den Wald, wo wir etwas vor der Witterung geschützt sind. Die letzten Kilometer bis zum Ziel erfordern dennoch einiges an Kraft. Das Wetter und auch der durch die Nässe extrem schwer gewordene Schlitten sind widerspenstiger denn je. Noch nie hab ich mich so auf die Zielgerade gefreut wie an diesem Tag. Wir haben’s geschafft!!!

Es gibt viel zu erzählen und so lassen wir die Aufbruchsstimmung der anderen an uns vorüber ziehen und gehen das alles ganz gemächlich an. Wir werden schon noch in Masserberg ankommen…

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Im Schneesturm...

Donnerstag 09.02.06 Masserberg Pause (umgemeldet in Tour)

Nun könnte man meinen, ich habe das Schlimmste bereits hinter mir (viele sehen im Biwak den Fluch der Trans Thüringia). Doch irgendwie, ich weiß heute noch nicht genau warum, fühle ich mich an diesem 7. Renntag so ausgelaugt, dass ich nach einigem Hin und Her in die Tourenklasse wechsele. Der tobende Schneesturm trägt sein Übriges dazu bei. Mit dem Wechsel ergibt sich für mich gleichzeitig, den Hunden (und mir) 2 Tage Pause zu gönnen. Sie haben ihre Sache echt toll gemacht und wären die letzten 3 Tage auch noch für mich gelaufen. Mir war es wichtig, dass sie immer noch motiviert waren und keinerlei Schwächen gezeigt haben! Das war das eigentliche Ziel!

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Im Nachhinein betrachtet bin ich sogar sehr froh, an diesem Tag abgebrochen zu haben, da sich der Rennleiter ein echt starkes Stück erlaubt hat: Es hieß für alle Starter, dass die Strecke wegen mangelnder Präparation von 50 auf 30 km verkürzt wird. Da kann es nicht sein, dass die Musher nach 25 km am entscheidenden Abzweig gesagt bekommen, dass sie nun doch die 50 km fahren müssen. Ich habe von einigen gehört, dass sie für diese Etappe schwächere Hunde mitgenommen haben, die zwar die 30 km ohne Probleme laufen, aber bei den 50 km an ihre Grenzen stoßen. Im Sinne des Tierschutzes ist diese Entscheidung nicht nachvollziehbar und auch nicht entschuldbar. Eine Musherin brach nach diesem Szenario sogar das Rennen ab.

Von einem Ärgernis zum nächsten: Auch in Masserberg ist das Essen nahezu ungenießbar. Wir sind bereits am überlegen, bei der nächsten Trans Thüringia auf die Essensbestellung (2 Personen für 160 €!!!) zu verzichten und uns lieber selbst zu versorgen…

Freitag 10.02.06 Masserberg Pause

Wie bereits erwähnt gönne ich den Hunden heute noch einen Tag Pause, um den Rennstress der letzten Etappen zu verarbeiten. Wir haben endlich mal Zeit, uns ausführlich um die Hunde zu kümmern, sie zu massieren, mit den Junghunden zu spielen und dem Renngeschehen zuzusehen. Jeweils einen Tag Pause zum Umsetzen und Entspannen einzuplanen wäre keine schlechte Idee, die sicherlich von vielen Mushern begrüßt würde.

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Samstag 11.02.06 Masserberg 25 km

Der letzte Tag steht bevor. Für die Wertungsklasse heißt es noch einmal auf die 50 km Etappe zum Endspurt anzusetzen. Den Tourenfahrern steht es frei, ob sie ebenfalls die 50 oder 25 km fahren wollen. Wir entscheiden uns für die kürzere Strecke, in der Hoffnung, die Hunde für die weiteren Mitteldistanzrennen flott zu bekommen. Weil wir aber dennoch alle Zeit der Welt haben, nehme ich den Fotoapparat mit, um ein paar Bilder vom Trail zu machen. Das Wetter meint es gut mit uns und so können wir von Zeit zu Zeit die Sonne genießen. Die Hunde haben Spaß am Laufen und fliegen geradezu über den Trail. Als wir zurück ins Ziel kommen, ist der Start der Wertungsfahrer im vollen Gange. Da Start und Ziel gleich sind, haben wir hier noch einmal jede Menge Head-on-passings.

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Nun ist die Trans Thüringia 2006 Geschichte und wir blicken teils positiv, aber teils auch negativ auf dieses Ereignis zurück. Es ist auf jeden Fall ein großes Event mit ausbaufähigem Potential. Die Aufgabe der Organisation ist es nun, dieses Potential auszuschöpfen und die konstruktive Kritik seitens der Starter anzunehmen. Es wäre schade, wenn wir in Zukunft auf dieses Rennen verzichten müssten!!!

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